Am 1. Juli trifft der ungeschlagene Freyburger WBO- / WBA- / IBF-Inter-Conti-Champion Dominic Bösel aus dem Magdeburger SES Boxing-Team auf den 33-jährigen Karo Murat. Es geht um den traditionellen und vakanten Europameistertitel im Halbschwergewicht. Vor dem Duell haben wir mit seinem Trainer Georg Bramowski über die Vorbereitung und den Kampf gesprochen.
Herr Bramowski, am 1. Juli boxt Ihr Schützling Karo Murat in Dresden um die Europameisterschaft im Halbschwergewicht gegen Dominic Bösel. Ein Kampf der schon im Vorfeld für Spannungen zwischen beiden Boxern gesorgt hat. Wie haben Sie Karo Murat in der Vorbereitung erlebt?
Karo hat in den letzten Wochen sehr konzentriert trainiert. So habe ich Karo in all den Jahren, in denen wir bereits miteinander arbeiten, ganz selten erlebt. So fokussiert war er nicht mal vor dem Kampf gegen Bernhard Hopkins. Sein Gewicht stimmt schon seit Wochen, er nimmt Hinweise im Training auf, setzt Dinge direkt um und hat auch im Sparring eine sehr gute Leistung gezeigt. Es hat richtig Freude gemacht, Karo in den letzten Wochen im Trainingsprozess zu beobachten. Jetzt müssen wir das gute Training in den Ring bringen und umsetzen.
Karo Murat und Georg Bramowski – das ist eine Verbindung, die schon seit über 10 Jahren funktioniert. Erinnern Sie sich noch an die erste Begegnung?
Ich habe Karo im Januar 2006 kennengelernt als er mit seinem Bruder und Alexander Frenkel zu Uli Wegner kam. Er hat sich damals sehr gut in die Trainingsgruppe integriert. Seitdem hat er sich boxerisch enorm entwickelt. Nach dem Hopkins-Kampf haben sich die Wege von Karo und Promoter Sauerland leider getrennt, aber der Kontakt ist nie abgerissen. Karo hat immer mal wieder in Berlin mittrainiert. Und auch Uli Wegner hat Karo in der letzten Woche noch einmal verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass er diszipliniert boxt und auf seine Ecke hört.
Sie haben den Kampf gegen Hopkins bereits angesprochen. Wie haben Sie das Duell am Ring erlebt?
Ich kriege immer noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke. Er hat so leidenschaftlich gekämpft. Leider hat es nicht gereicht. Es waren viele knappe Runden dabei. Und im Ausland sind knappe Runden immer weg. Karo hat in diesem Kampf eine tolle Moral bewiesen und gezeigt, dass er sich der gesamten Weltspitze stellt. Auch auswärts. Man hat aber auch gesehen, dass Hopkins damals einfach über mehr Erfahrung verfügt hat. Er war mit seinen knapp 20 Jahren Altersunterschied einfach cleverer und ausgebuffter. Aber Karo hat sich wirklich toll geschlagen. Wenn jeder Sportler so eine Einstellung zum Leistungssport hätte, dann wäre der Boxsport heute weiter. Man kann verlieren, aber das Wie war bei diesem Kampf entscheidend. Und Karo hat wirklich alles reingeworfen, ein tolles Kämpferherz gezeigt.
Sie haben Karo jüngst auf einer Pressekonferenz als „Fighter“ bezeichnet. Was macht einen Fighter für Sie aus?
Vor allem Moral. Die Bereitschaft zu kämpfen bis zum Umfallen. Ein guter Techniker kann im Profigeschäft von einem Fighter immer bezwungen. Ein Techniker geht nie das absolute Risiko. Ein Fighter hingegen wirft alles rein. Das lässt mich hoffen, dass Karo den Kampf auch eindeutig gewinnt. Möglicherweise sogar vorzeitig.
Sie boxen auswärts. Worauf kommt es Ihrer Einschätzung nach an?
Karo muss klare Treffer setzen. Er weiß, dass er keinen Heimvorteil hat. Er muss die Runden klar gestalten, konzentriert boxen. Den Kampf souverän gestalten. Karo ist sich bewusst, dass es die letzte große Chance für ihn ist. Wenn er die Europameisterschaft gewinnt, dann ist er seinem persönlichen Traum, Weltmeister zu werden, sehr nahe. Natürlich spielt die Psyche und Tagesform eine nicht unerhebliche Rolle. Wenn Karo die exzellente Vorbereitung in den Ring bringen kann und unsere Strategie umsetzt, dann wird es als Sieger aus dem Ring steigen. Wir haben viele Kämpfe von Dominic Bösel analysiert und werden seine Stärken neutralisieren. Karo ist zudem niemand, der sofort aufsteckt, wenn es nicht läuft. Er beißt sich durch. Im Endeffekt kann Karo sich nur selber schlagen. Er muss absolut fokussiert bleiben und seine boxerische Linie diszipliniert beibehalten.
Foto: Team SES / P. Gercke